Es singt der Mund der Nordlandssage
Von Glasor, einem gold'nen Hain;
Dort ist der Seligen Gelage,
Umglänzt von Rosensternenschein.
Und golden winkt's von allen Zweigen
Und golden schwebt der Blätter Schaar;
Die Helden tanzen frohe Reigen,
Es flattert der Walküren Haar.
Doch Odin schenkt aus zwei Pokalen
Den Himmelstrank, die Freuden ein,
Und tief aus perlenreinen Schalen
Aufsprüht der duft'ge Gotteswein.
Den tragen seine schönen Sänger
Den Sterblichen hinab zu Tal;
Je mehr sie trinken, desto länger
Erwärmt sie ja des Lebens Strahl.
Denn Odin will nur Glück und Liebe.
Wer Leben hat, soll freudig sein,
Und alle seine frohen Triebe
Der gottgeschenkten Gabe weihn.
Doch wenn die Welten donnernd wanken,
Und wenn die Zeit zum Ende sinkt,
Und aus den Tiefen überschwanken
Die Meere, wenn kein Stern mehr winkt:
Wenn Hugin ihm und Munin krächzen
Vom großen Tod der großen Welt,
Und wann die Riesenjungfraun ächzen,
Die Brust von Götterschmerz geschwellt:
Dann stürmt noch durch die wilden Nächte
Der alte Gott mit seinem Zorn
Zum Kampfe gegen jene Mächte
Und Rista stößt ins Schlachtenhorn.
Doch endlich stürzt in Blut und Flammen
Vor der Vernichtungsgeister Macht
Des Himmels Herrlichkeit zusammen,
Und es entsteigt die ewge Nacht. - -
Nach Karl Zettel, "Odin"
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