Hildegard Knef - In dieser Stadt & Mein Zimmer bei Nacht 1968
1. In dieser Stadt
In dieser Stadt kenn' ich mich aus,
in dieser Stadt war ich mal zuhaus
Eines Morgens stand ich dann am Bahnsteig,
an dem Schienenstrang zur grossen Welt,
und ich wusste plötzlich auf dem Bahnsteig,
dass mich nichts in dieser Stadt mehr hält.
Heute, nach allein durchweinten Nächten,
halt' ich es vor Heimweh nicht mehr aus:
In dieser Stadt kenn' ich mich aus,
in dieser Stadt war ich mal zuhaus;
wie sieht die Stadt wohl heute aus --
in dieser Stadt war ich mal zuhaus.
2. Mein Zimmer bei Nacht
Die Möbel sind immer die gleichen,
die Blumen seit langem verwelkt.
Du siehst im Fenster
reflektierte Gespenster:
Ein Telefon, das seit Tagen schweigt,
mein Gesicht, das sich erschrocken neigt,
Reklameschild, das freudlos blinkt,
eine Hand, die aus dem Taxi winkt
Der Parkplatz, der sich leert und füllt,
Umarmung, die einer anderen gilt,
der Zug, der heulend im Bahnhof hält,
ein Hund, der einsam sein Nachtlied bellt,
ein Zimmer, mein Zimmer - mein Zimmer bei Nacht.
Und Neonlicht, das flackernd erwacht,
die Frau, die kreischend vorm Haustor lacht,
die Bartür, die sich öffnet und schliesst,
mit jedem Mal ihren Lärm vergiesst
Der Schlaf, der mich vergessen hat,
der zuckende Himmel der endlosen Stadt.
Warten, warten, das mir nichts gebracht,
Verzweiflung, die mich leblos macht,
ein Zimmer, mein Zimmer - mein Zimmer bei Nacht.
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